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Wilde Kräuterküche aus Paulinzella

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Mitten im wunderschönen Schwarzatal liegt das malerische Dorf Paulinzella. Ein Örtchen, das so klein ist, dass ich wahrscheinlich einfach durchgefahren wäre, ohne je zu erfahren, welcher Schatz hier versteckt liegt. Umgeben von Bäumen erhebt sich die beeindruckende Ruine des romanischen Klosters Paulinzella. Aus der Ferne lockt diese Klosterruine mit ihrer herrschaftlichen Aura, aber wenn man den Pfad zu dem kleinen Bach an der Rückseite des Klosters entlang läuft, gelangt man zu einem wunderschönen Kräutergarten, der für die Besucher ganzjährig geöffnet ist. Das war mein Ziel für diesen Tag!

Ansicht_Garten_668x380

Ich hatte mich mit Claudia Wallnisch verabredet, einer Kräuterspezialistin, die diesen Kräutergarten unterhalb der Klosterruine führt und sich das ganze Jahr um die Pflänzchen kümmert. Wir begannen den Morgen mit einer kleinen Kräuterwanderung entlang des Lutherwegs, einem Pilgerweg, wie sie mir erzählte.

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Jeder hat ein kleines Körbchen dabei und hier und da auf dem Weg halten wir an, und sie beugt sich hinab, um ein paar Blätter abzuzupfen. Ich bin ziemlich überrascht von der Anzahl der essbaren Kräuter, die an einem normalen Weg wachsen. Da sind ein paar, die ich kenne und auch erkenne, aber es gibt viele, von denen ich niemals gedacht hätte, dass ich sie in meinen Korb tun würde.

Wiesenlabkraut zum Beispiel. Normalerweise kleben die Kletten immer an meinen Hosenbeinen, wenn ich eine Wanderung gemacht habe. Was ich allerdings nicht wusste: Außer dass es ein Wunderkraut gegen viele Gesundheitsbeschwerden ist, können die Blätter und Blüten dieses Krauts zum Aufgießen von Erfrischungsgetränken und Tees oder auch in Salaten und Suppen verwendet werden.

Eine Kräuterwanderung oder doch eher Kräuter-Pilgern?

„Fichtenspitzen…“, sagt Frau Wallnisch, „sind auch was ganz Tolles im Frischkäse oder Quark!“ Ich bekomme gleich diesen typischen Geschmack im Mund. „Aber Du musst unbedingt die frischen grünen Spitzen nehmen, die gerade erst rausgekommen sind, nicht die älteren. Sie haben einen angenehmeren Geschmack!“, erklärt sie weiter.

Wallnisch_Meeta_290x210

Dann beugt sie sich wieder, pflückt ein paar Blätter und gibt sie mir. „Reib das mal zwischen deinen Fingern, bis es fast zerfällt!“ Während ich das mache, steigt langsam der Geruch von Knoblauch in meine Nase. Ich bin fasziniert, als sie mir erzählt, dass es sich um die Knoblauchsrauke handelt. Obwohl dieses Kraut vom Geschmack her ähnlich wie Bärlauch ist, schmeckt es doch milder und ist nicht so pfefferig. Der andere Vorteil ist, dass dieses Kraut das ganze Jahr über wächst und die Blätter, Samen, Blüten und Wurzeln alle essbar sind.

Wir sind nun mit unseren gut gefüllten Körbchen auf dem Rückweg zum Kräutergarten und als die Klosterruine wieder zwischen dem Blätterdach auftaucht, bin ich sogar zum zweiten Mal an diesem Tag beeindruckt von dem monumentalen Anblick. Das Betreten des Kräutergartens vor diesem beeindruckenden Hintergrund ist unglaublich inspirierend.

Kraeutergarten_668x380

Der Kräutergarten besitzt 27 Hochbeete mit einer riesigen Auswahl an unterschiedlichen und teils exotischen Kräutern und Blumen. Es ist ein wunderschöner Tag, und die Kulisse ist perfekt. Die Bienen summen emsig um die vielen blühenden Kräuter, und ein leichtes Lüftchen weht eine aromatische Duftmischung aus Lavendel, Minze und Kamille zu uns, als wir an den Beeten vorbeischlendern. Es gibt hier so viele verschiedene Minzearten, und ich verliebe mich auf Anhieb in die Apfelminze, die eine leichte Ananasnote hat, und natürlich in die Schokoladenminze – schmeckt leicht kakaoig am Ende.

Zubereitung_Meeta-Wallnisch

Wir füllen unsere Körbe mit weiteren Kräutern und essbaren Blumen, denn Frau Wallnisch möchte mit den gesammelten Kräutern ein paar Leckereien zubereiten. Kochen ist nicht nötig, wir brauchen nur ein paar gute Wiegemesser und Holzbrettchen und schon kann es losgehen! Während wir die Fichtenspitzen, Kapuzinerkresse, Rosen- und Malvenblütenblätter klein schneiden, erzählt mir Claudia ein bisschen von sich und ihrer Liebe zu den Kräutern.

2012 legte sie gemeinsam mit ihrem Mann den Kräutergarten an der Klosterruine Paulinzella an. Der Klostergarten half der gelernten Gartentherapeutin, ihr Wissen über Kräuter- und Heilpflanzen zu vertiefen. Und seitdem bietet Claudia Wallnisch in ihrem Kräutergarten oder in ihrer Kräuterwerkstatt daheim auch verschiedene Kurse an: Da bastelt sie mit Kindern Kräuter-Badepralinen und Duftsäckchen oder braut mit einer Gruppe von gestressten Geschäftsmännern eine wohltuende Kräuter-Teemischung. Auch voller Leidenschaft gibt sie regelmäßig ihr Wissen an Schulklassen oder ruhesuchende Gäste bei Kräuterwanderungen in die Umgebung weiter.

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Eine wunderbare Frau, die große Ruhe ausstrahlt. Und als ich sie frage, was ihre Ziele für die Zukunft sind, lacht sie und meint: „Ich hoffe, dass alles so weitergeht wie in den vergangenen Jahren. Es war eine gute Zeit!“ Ich begreife, was sie meint, während ich auf das Grün um mich blicke – in dieser Umgebung zu sein, ist heilsam und entspannend.

Frischkaesebaellchen_668x380

An diesem Tag bereiten wir noch pikante Frischkäse-Bällchen mit einem Kräutermantel aus gehackten Fichtenspitzen, die es mir am meisten angetan haben, und Malven- und Rosenblättern zu. Und frische Butter verrühren wir mit verschiedenen Kräutern und Blütenblättern, zum Beispiel mit den Blüten der Ringelblume und mit Kuban-Katzenminze, Malve und Thymian.

Tisch_668x380

Es gibt frische Erdbeeren, die mit Löwenzahnblütenhonig beträufelt und mit Lavendel und Schokoladenminze angerichtet werden, und hübsche mit kandierten Rosenblütenblättern verzierte Erdbeertörtchen. Nicht nur super lecker, sondern vor allem hübsch anzuschauen!

Eine Sommerwiese zum Trinken – Meetas Tipp

Zurück zu Hause war ich durch die Farben, die Aromen und die verschiedenen Geschmacksrichtungen der Kräuter so motiviert, dass ich Lust hatte, was Neues auszuprobieren. Frau Wallnisch hatte mich inspiriert, und ich konnte es kaum erwarten, erfrischende Rezepte mit einigen der Wildkräuter zu kreieren, die hier in Thüringen wachsen.

Korb_Kraeuter_668x380

Meine neuen Rezepte zaubern den ganzen frischen Geschmack des fruchtigen Sommers in Flaschen. Diese drei Smoothies sind perfekt fürs Frühstück oder als Frischekick am Nachmittag. Die Kräuter, die ich in jedem einzelnen Smoothie verwende, harmonieren wunderbar mit den Obstzutaten.

Vielen lieben Dank an Frau Wallnisch für einen absolut zauberhaften und erholsamen Tag in ihrem fantastischen Garten und für all die Inspiration!

Smoothies_668x380

Smoothie Nr. 1: Erdbeer-Vanille-Smoothie mit Sojamilch, Rucola und Sauerampfer

  • 250 ml Sojamilch
  • 1 Vanilleschote – Vanillemark ausschaben
  • 120 g Erdbeeren
  • eine kleine Handvoll Rucola-Blätter
  • einige Sauerampferblätter
  • 100 ml Apfelsaft
  • Eiswürfel

Smoothie Nr. 2: Mango-Ananas-Smoothie mit Malve und Minze

  • 200 g gefrorene Mangostückchen
  • 200 g Ananasstücke
  • Saft von 1 Limette
  • 250 ml Mandelmilch
  • eine Handvoll Apfelminze (oder normale Minze)
  • 2-3 Malvenblätter

Smoothie Nr. 3: Karotten-Ingwer-Orangen-Smoothie mit Fenchel

  • 200 ml Karottensaft
  • ein kleines Stück Ingwer
  • 150 ml Orangensaft
  • 80 g Naturjogurt
  • eine reichliche Handvoll Fenchel (die fedrigen Blätter)
  • 10 Pfefferminzblättchen

Alle Zutaten in einen Mixer geben und so lange mixen, bis das Getränk dickflüssig und gleichmäßig verrührt ist. In Gläser gießen und sofort genießen oder in Flaschen füllen und im Kühlschrank aufbewahren (haltbar bis zu 1 Tag).

Alle drei Smoothies basieren auf der natürlichen Süße des Obstes und dem Eigengeschmack der Kräuter. Ihr könnt gern euren Smoothie fruchtiger machen oder etwas mehr Kräuter dazugeben – ganz nach Belieben. Wenn ihr den Smoothie lieber etwas süßer mögt, fügt einfach Bio-Honig oder Ahornsirup oder sogar Löwenzahnblütenhonig anstelle von Zucker hinzu.

 

Das dürft ihr nicht verpassen:

 

Erfrischende Kräuter-Grüße,

Eure Meeta


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